Was Schleiermacher zum Übersetzen sagte

Schleiermacher zum Übersetzen

Erste Seite von Schleiermachers Abhandlung „Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens“, 1816, ausgestellt im Romantik-Museum Frankfurt am Main

Friedrich Schleiermacher (1768-1834) sagte zum Übersetzen: „Entweder der Übersetzer lässt den Schriftsteller möglichst in Ruhe, und bewegt den Leser ihm entgegen; oder er lässt den Leser möglichst in Ruhe und bewegt den Schriftsteller ihm entgegen.”

Die Grundproblematik beim Übersetzen

Wer Übersetzen lernt, wie ich als Quereinsteigerin vor einigen Jahren, erfährt gleich zu Anfang von dieser Grundproblematik:

Soll der Zieltext die fremdsprachliche Eigenheit des Ausgangstextes beibehalten oder soll er so übersetzt werden, dass man von einer Übersetzung nichts mehr merkt, er also quasi muttersprachlich wirkt?

Der Philosoph Friedrich Schleiermacher entfachte vor über 200 Jahren darüber eine Debatte. Er sah die erstere Übersetzungsmethode als die bessere an. Er fand es richtig, dem Leser oder der Leserin zuzumuten, den übersetzten Text als fremdsprachlich wahrzunehmen. Heute wird ihm jedoch widersprochen.

Diese Debatte fand ich eigentlich nicht besonders interessant. Um so überraschter war ich, als ich die Originalpublikation darüber im Deutschen Romantik-Museum Frankfurt am Main ausgestellt entdeckte.

Ich hätte nie gedacht, dem Urheber der Debatte einmal „posthum” in die Augen schauen zu können.

Ausflug in die Romantik – Schleiermachers Text

Das war beeindruckend. Was eben graue Theorie war, bekam plötzlich ein Gesicht, einen Zusammenhang, ein Umfeld, eine Absicht.

Um Schleiermacher herum wirkten Künstler und Künstlerinnen, die berühmte Werke aus anderen Sprachen wie etwa die Shakespeare-Dramen erstmals ins Deutsche übertrugen.

Dabei machten sie (und ihre mitarbeitenden Frauen oder Lebensgefährtinnen) sich erstmals Gedanken, was das Wesen einer literarischen Übersetzung ist und welche Stellung der Übersetzer hat.

Der Universalgelehrte Schleiermacher, der auch die Schriften Platons übersetzte, formulierte nun den besagten Grundkonflikt in seiner Rede vor der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften im Sommer 1813 zum ersten Mal.

Wer mehr als die erste Seite seiner Schrift lesen möchte, kann dies in einer anderen Ausgabe der „Abhandlungen der philosophischen Klasse der Königlich-Preussischen Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 1812‒1813”, Realschul-Buchhandlung, Berlin, 1816 tun.

Viel schöner ist es jedoch, das alte Büchlein vis-à-vis zu betrachten.

So viel Wirkung aus einem alten Büchlein.



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