Was bedeutet Terminologie in der Chemie?

Terminologischer Datenbankeintrag in Wikipedia für Essigsäure

Terminologie bedeutet in der Chemie zum Beispiel auch, Datenbankeinträge wie hier für Wikipedia zu machen und zu nutzen

Was bedeutet Terminologie?

Terminologie – das ist ein Begriff, der geläufig ist. Aber Hand aufs Herz: Können Sie wirklich sicher sagen, was Terminologie in der Chemie bedeutet?

Viele verstehen unter Terminologie die Vereinheitlichung von Schreibweisen. Ob zum Beispiel in einer Veröffentlichung „counter-electrode“ oder „counterelectrode“ geschrieben wird. Meist gibt das Publikationsmedium die Regeln vor, welche Schreibweisen erlaubt sind. Durch einheitliche Schreibung der Fachwörter soll der Artikel gut lesbar und so wenig verwirrend wie möglich werden.

Terminologie kann auch der Wortgebrauch im Arbeitskreis sein. So geht zum Beispiel auf die Tradition oder den persönlichen Geschmack des Arbeitsgruppenleiters zurück, ob auf der Website „citric acid cycle“, „Krebs cycle“ oder doch „TCA cycle“ steht. Gemeint ist das Gleiche, aber viele biochemische Arbeitskreise haben Vorzugsvarianten.

Eine unklare Terminologie kann die Verständigung erschweren. Bei Veröffentlichungen ziehen Terminologiefragen den Publikationsprozess in die Länge, und in der Kommunikation kann die Verwendung von Synonymen oder sogar falschen Benennungen zu Missverständnissen führen. Es lohnt sich daher, sich mit der Bedeutung von Terminologie und der Terminologiearbeit einmal genauer zu beschäftigen.

Durch einige wertvolle Seminare des DTT e.V., einer Organisation, die sich ausschließlich mit Terminologie befasst, ist mir klar geworden, wie wichtig eine bewusste Terminologiearbeit für die Kommunikation sein kann.

Fachwortschatz

Was ist also Terminologie genau? Terminologie bedeutet Fachwortschatz. Fachwörter bezeichnen Gegenstände, Konzepte und Methoden. Sind die Fachwörter klar, können sich Experten untereinander in ihrem Fachgebiet gut verständigen.

Die Chemie hat scheinbar einen recht einheitlichen Fachwortschatz. So trägt jede Substanz einen generischen Namen, der diese Substanz eindeutig definiert. Geregelt wird die Namensgebung von der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC).

In anderen Fachgebieten verläuft die Namensgebung von Dingen weniger systematisch. Im Maschinenbau kann jeder Hersteller die Bauteile seiner Maschine anders nennen, sofern ihr Zweck erkennbar ist. Die Namensgebung folgt hier auch kommerziellen Interessen.

Aber auch Konzepte und Methoden tragen Fachnamen. Fachbegriffe zu benennen, verwalten, ordnen und für bestimmte Zwecke aufzubereiten, das ist die Aufgabe der Terminologiearbeit.

Terminologiearbeit in der Chemie

Obwohl chemische Stoffe klar benannt werden können, gibt es ständig Missverständnisse. Das liegt am Sprachgebrauch und kann frustrierend sein.

So heißt die zweitkleinste Carbonsäure im Chemieunterricht Ethansäure. Denn sie steht in einer Reihe mit Methansäure, Propansäure, Butansäure usw. Für die Schülerinnen ist diese IUPAC-vorgegebene Benennung einfach zu lernen, zumindest einfach auswendig zu lernen.

Fachkollegen sprechen hier jedoch von Essigsäure, Ameisensäure, Propionsäure, Buttersäure. Dass die Säuren hier andere Namen haben, liegt einzig an der Perspektive der Sprecherinnen. In einem Fall wird die Systematik betont, im anderen Fall verständigen sich Kollegen mit derjenigen Benennung, die im allgemeinen Gebrauch am üblichsten ist.

Was Schülerinnen verwirrt oder sogar frustriert, ist für Terminologen normal. Terminologen wissen, dass je nach Perspektive können im selben Fachgebiet Begriffe anders benannt sein können. Um Ordnung zu schaffen, beginnen sie sofort, eine Datenbank zu bauen, die solche Benennungsunterschiede sammelt und einordnet.

Terminologiedatenbanken

Jede Terminologiearbeit beginnt mit dem Aufbau einer Datenbank, die den Fachwortschatz beschreibt. So könnte in einer Terminologiedatenbank unter dem Eintrag Essigsäure stehen, dass es mehrere Synonyme gibt und für den Schulunterricht Ethansäure zu verwenden sei.

Aber das steht doch alles in Wikipedia, mag man einwenden. Dort sind doch alle Synonyme zu finden, samt verschiedener Zuordnungen wie „lateinisch“ (für acidum aceticum) oder „veraltet“ (für Acetylsäure).

Das stimmt. Denn Wikipedia als Enzyklopädie ist in weiten Sinne eine Terminologiedatenbank. Sie enthält Begriffe und Benennungen, und noch weitere Beschreibungen.

Wikipedia ist sehr allgemein. Spezialisierte Terminologiedatenbanken könnten den Fachwortschatz besser eingrenzen und beschreiben. In einer spezialisierten terminologischen Datenbank für die Schule könnte sich eine Schulbuchautorin schneller bedienen und hätte einen besseren Überblick, mit welchen Fachwörtern Schüler vielleicht noch rechnen müssen.

Terminologiedatenbanken können also helfen, Frustrationen zu verringern. Sie helfen Autoren und Redakteurinnen einheitlich zu schreiben und die korrekten Benennungen zu verwenden. Und sie helfen bei der Wissenschaftskommunikation, weil Fachexperten einen besseren Eindruck bekommen, welcher Wortschatz angemessen ist.

Terminologie bedeutet also auch eine bessere Wissenschaftskommunikation.



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