Was ist Terminologie?

Was ist Terminologie?

Terminologie für Chemiker - Was ist Terminologie

Terminologie ist der Fachwortschatz

Viele fragen sich, was Terminologie eigentlich ist. Ist es eine Wissenschaft? Die Lehre von den Termini? Oder etwas ganz anderes, die Wissenschaft, Termine zu machen? Nein, Terminologie ist einfach ein anderes Wort für den Fachwortschatz (https://www.duden.de/rechtschreibung/Terminologie).

Ob Maschinenbau, Elektrotechnik, Transplantationsmedizin, Quantenchemie, Filmwissenschaft oder Forstwirtschaft: Alle Fach- und Wissensgebiete nutzen eigene Fachausdrücke. Deren Gesamtheit im jeweiligen Fachgebiet ist der Fachwortschatz oder Fachwortbestand .

Hergeleitet aus Latein und Griechisch

Korrekt hergeleitet ist das freilich nicht. Terminus bedeutet im Lateinischen „Grenze, Ziel“, woraus die Gelehrten den „abgegrenzten Begriff“ bzw. Fachausdruck machten. Logos wiederum steht im Griechischen für „Wort, Rede, Botschaft, Kunde“, woraus sich das Suffix „-logie“ für „Lehre“ ableitete.

Die Wissenschaft der Terminologie ist dann auch nicht die Terminologielogie, sondern die Terminologielehre. Fachleute, die sich mit der Terminologien befassen, sind Terminologen.

Terminologie ist nützlich

Dass jedes Fachgebiet seine eigene Terminologie hat, ist sehr nützlich. Indem wir uns in unserem Fachgebiet mit den korrekten Ausdrücken verständigen, können wir funktionierende Maschinen und Anlagen bauen, die Stromversorgung sichern, Leben retten, das Verhalten von chemischen Substanzen einschätzen, Filme analysieren oder unsere Wälder pflegen.

Dabei haben Terminologien zwei Vorteile. Zum einen machen sie die Kommunikation präzise. Termini stehen für Wissensinhalte, auf die alle Experten, die in dem Fachgebiet ausgebildet wurden, zugreifen können. Durch die hinter jedem Fachausdruck stehende Definition können sich Experten eindeutig verständigen.

Zum anderen verkürzen und verdichten Termini die Kommunikation. Jedes Fachwort, jeder Fachausdruck steht für einen bestimmten Wissensinhalt, der andernfalls aufwändig umschrieben werden müsste. Ein Fachausdruck verkürzt und präzisiert somit Beschreibungen.

Der Unterschied zwischen Begriff und Benennung

Es gibt einen Unterschied zwischen Begriff und Benennung. Mit den Termini benennen wir Gegenstände, Sachverhalte oder Konzepte. Zum Beispiel benennen wir mit dem Fachausdruck „Methylgruppe“ eine Atomkonstellation, die besonders in der Synthesechemie und der organischen Chemie wichtig ist.

Der Begriff an sich ist dagegen das, was sich die Chemikerin unter diesem Wort vorstellt. Hört sie den Ausdruck „Methylgruppe“, weiß sie sofort, um welche Atomarten es sich handelt, wie sie verknüpft sind, welche Eigenschaften sie in einer Verbindung haben und so weiter.

Dieser Wissensinhalt ist der Begriff, der Fachausdruck (Terminus) ist die Benennung. Die Unterscheidung zwischen Begriff und Benennung ist ein zentraler Punkt in der Terminologielehre.

Das semiotische Dreieck

In den 1920-er Jahren führten Sprachwissenschaftler ein nützliches Bild ein, um darzustellen, in welcher Beziehung die Benennung zum Begriff und zum eigentlichen Gegenstand steht: das semiotische Dreieck. Demnach nimmt das Benannte, also ein realer Gegenstand oder Sachverhalt, eine untere Ecke des Dreiecks ein. Gegenüber steht die Benennung (der Terminus), die Spitze ist der Begriff. Benanntes und Benennung haben keine direkte Beziehung zueinander, der Begriff bezieht sich aber auf beides.

Semiotisches Dreieck

Leicht vorstellen lässt sich diese Dreiecksbeziehung bei erfassbaren Dingen. So ist eine Maus ein Tier mit bestimmten Merkmalen. Da gibt es natürlich Hunderttausende Merkmale, die man als Definition unter Maus schreiben kann, sie alle bilden den Begriff der Maus. Aber ohne dass man weiß, was eine Maus ist, kann man sie nicht benennen.

Bei abstrakten Begriffen wie „Methylierung“ oder „Urknall“ fällt es schon schwerer, Benennung, Begriff und Benanntes auseinanderzuhalten. Dennoch gilt das semiotische Dreieck auch hier. Der Begriff ist auch hier der Wissensinhalt, der Terminus die Benennung.

Terminologie ist begriffsorientiert

In der Terminologie geht es immer um den Begriff. Ausgehend vom Begriff finden wir die korrekte Benennung.

Die Begriffsorientiertheit hat Auswirkungen auf die Fachkommunikation. Unterhalten sich zum Beispiel ein Ingenieur und eine Chemikerin über eine Apparatur zum feinen Zerstäuben von Lösungen, so bezeichnet der Ingenieur diesen Prozess als „Atomizing“. Die Chemikerin wird sich vielleicht fragen, ob der Stoff dabei wirklich in die Atome zerlegt wird.

Beide Vertreter ihres jeweiligen Fachs haben zu dem Wort einen anderen Begriff.

Sprachebene und Wörterbücher

Die Begriffsorientiertheit hat auch Auswirkungen auf das Übersetzen. Übersetzer von Fachtexten suchen stets den Fachausdruck, der den Begriff in der Zielsprache korrekt wiedergibt.

Es wird nie einfach das Wort an sich übersetzt, sondern immer der entsprechende Terminus in der Zielsprache gesucht, der den Begriff am besten wiedergibt.

Um terminologische Datenbanken in Wörterbücher umzuwandeln, fügen Terminologen zur Begriffsebene und Benennungsebene noch die Sprachebene hinzu. Wörterbücher sind auf der Grundlage der Sprachebene aufgebaut. Sie enthalten aber ebenfalls die Begriffsebene, die wir in Form von Abkürzungen wie„Techn. gen.“, „El.“,  „Mech.“ oder „Textil.“ neben den Fachworten finden. Diese Abkürzungen verweisen auf das entsprechende Fachgebiet.

So kann in der Ausgangssprache ein Fachwort je nach Fachgebiet etwas Unterschiedliches bedeuten. Oder anders gesagt: Je nach Fachgebiet gibt es einen etwas anderen Begriff. In guten Wörterbüchern finden wir daher für jedes Fachgebiet, das mit einem Wort einen etwas anderen Begriff verbi9ndet, den korrekten Fachausdruck in der Zielsprache.

Terminologiedatenbanken

Terminologiedatenbanken sind dagegen immer von der Begriffsebene her sortiert. Jeder Eintrag hat eine Identifikationsnummer. Darunter erscheint die Begriffsebene mit Definitionen, Bildern, Daten, Beschreibungen. Dann kommt die Sprachebene und danach die Benennungsebene.

Terminologiedatenbanken können Grundlage für Enzyklopädien sein. Enzyklopädien sind daher begriffsorientiert aufgebaut. Tippt man zum Beispiel in Wikipedia ein Wort ein, so landet man auf einer Seite, die den Begriff beschreibt.

Am Anfang des Eintrags stehen die Definition und einige weitere wichtige Beschreibungen. Meistens gibt es auch ein Bild.

Dort finden wir auch Synonyme, also andere Benennungen zu dem Begriff. Alle Synonyme und verschiedene weitere Merkmale sind dann noch einmal in einer extra Spalte zusammengefasst.

Terminologie ist hilfreich für die Wissenskommunikation

Man sollte sich bei jeder Art von Wissenskommunikation bewusst sein, was Terminologie ist. Das vermeidet Missverständnisse. So kommt die Kommunikationspartnerin möglicherweise aus einem anderen Fachgebiet und hat eine andere Begrifflichkeit von einem Wort.

Insofern nützt das Wissen über Terminologie nicht nur bei der eigenen Fachkommunikation. Wir können Wissen auch viel besser an Fachfremde vermitteln.



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